24.5. – 29.5.2016
Perros Guerec hat uns äußerst gut gefallen – trotzdem geht die Reise weiter. Ziel für Dienstag, 24.5.2016 ist L’Aber Wrac’h. Zunächst ist flaues Segeln angesagt. Wir baumen (=> Manfred!) aus und ziehen an der Ile de Baz bei Roscoff vorbei. So laaangsam wird der Wind immer mehr, bis es schließlich gute 5-6 Windstärken wurden. Zunächst kommt das Großsegel weg und stattdessen wird die Fock auf der gegenüberliegenden Seite zum Yankee ausgerollt. Mittlerweile haben wir Wind gegen Strom und es baut sich eine ziemlich unangenehme, wilde See auf. Nicht viel später wird der Yankee etwas eingerollt und zuletzt auch die Fock weggenommen, damit wir ohne erneutes Schiften nach backbord zur Ansteuerungstonne von L’Aber Wrac’h segeln können. Das Beste, das allerbeste an diesem Tag war jedoch der erste Besuch einer Delfinschule! Ich konnte bislang die tiefe Freude von Seglern über die „Butenbordskameraden“ grundsätzlich nachvollziehen, aber nicht, wie stark das Gefühl ist. Den ersten Film dieses Besuches kann man nur ohne Ton ertragen!
Auch im Hafen von L’Aber Wrac’h weht es ordentlich, weil keine schützende Steilküste den steifen Ostwind bremst. Ich muss mir heute direkt nach dem Anlegen sofort und auf der Stelle eine Portion Frites (also Pommes) reinziehen… seit 3 Wochen widerstehe ich dieser kalorienreichen Versuchung, sogar auf Guernsey blieb ich tapfer.
Da es auch am Mittwoch, 25.5.2016, ordentlich weht, machen wir einen Ausflug nach Brest mit dem Linienbus und sind unheimlich stolz, uns mit den Fahrplänen korrekt beschäftigt zu haben. Sogar das Umsteigen in Lannilis hat perfekt geklappt und wir sind tatsächlich wieder bei Auriga angekommen.
Die Shopping-Ausbeute in Brest ergab: 1 x Bikini, 1x Zitronenpresse und ein schönes Geschirrtuch (höchst selbst von Manni gewünscht, man mag nun gern über das Motiv rätseln J. Da es aber sein Arbeitsgerät ist, darf er natürlich bestimmen!)
Mittwochabends läuft auch die X 612 „Glücksburg“ vom DHH in L’Aber Wrac’h ein. Die ca. 8 köpfige Crew hatten wir schon tags zuvor vor Roscoff bei sportlichen 5 Beaufort mit Spi segeln gesehen. Sie hatten sich einen halben Tag Roscoff angeschaut und kommen daher erst heute an. Bald schon vollziehen sie wieder ihren Crewwechsel, wie wir erfuhren, segeln die Mitglieder immer etappenweise das Schiff weiter: Die Glücksburg wird ebenfalls die Azoren anlaufen, aber wohl schneller sein als wir.
Und am Donnerstag wird ein weiterer kleiner Traum für unsere Reise wahr: wir können durch die „Passage du Fromeur“ nach Ouessant und vor der kleinen Ortschaft „Lampaul“ an einer Mooringtonne festmachen. Die Passage ist ein sogenanntes Race, wo man mit bis zu 8 Knoten zusätzlichem Strom durchgezogen wird oder gegen anstehen hat (letzteres empfiehlt sich wirklich nicht). Wir „mussten“ motoren („äh, Schatz, das macht doch nix“) und hatten so trotz Flaute und nur leichter Atlantikdünung echt schaukeliges wildes Wasser. Auch die 2 Leuchttürme zur Bucht von Lampaul sind auf zig tausend Postkarten (dann allerdings bei Sturm) verewigt worden. Also für alle Nichtsegler: diese Insel ist mit Freizeitbooten, insbesondere für Segler, nicht leicht zu erreichen. Daher nutzen wir die Gunst der Stunde mit dem ruhigen Wetter und wenig Schwell, in dieser Bucht zu liegen. Sobald das Schiff „festgehäkelt“ ist, üben wir erneut den Landfall mit unserem Dingi. Es gilt mit den an- und zurückrollenden Wellen an der abschüssigen Bahn der Seenotrettung zu landen. Hat gut geklappt. Da unsere „Daisy“ hinten eine Rolle hat, können wir sie ziemlich einfach diese rund 50m lange Rampe hochziehen.
Lampaul wird besichtigt und natürlich mal wieder ein 4 km Fussmarsch zum nordwärts gelegenen Fährhafen „Stiff“ unternommen. Der Hafen ist aber ziemlich hässlich, so geht es (natürlich zu Fuss) den ganzen langen Weg wieder zurück. Manchmal ist Neugier nur lästig…!
Manfred ist immer noch besorgt, dass der Lack auf unserer Holzschanz so langsam immer mehr abblättert und Folgeschäden verursacht. So kommt er auf die glorreiche Idee, die Holz“leiste“ hier in der Buch von Ouessant abzuschleifen und zu lackieren (2 mal!). Und genauso kommt es auch: frühmorgens rumort es schon an Deck, der Morgentau wird sorgfältig abgewischt und die Abklebungen vorgenommen. Ich darf netterweise derweil eine Runde mit Daisy auf Erkundungstour. Früh am Nachmittag ist Manfred wieder zufrieden, der Lack zieht gut an, die Klebestreifen sind entfernt und alle können erleichtert aufatmen (ich stelle mir insgeheim die Frage, was passiert, wenn der Lack nix wird und die Suche nach einer Ersatzdose Lack hier in der Bretagne losgehen soll…. Uff).
Abends gönnen wir uns ein 3 Gänge Menü im Restaurant „Duchesse Anne“ mit einem himmlischen Blick über die Bucht und … auf unser Schiff. Das erste Mal übrigens, dass ich mich schick machen muss und dabei einen trockenen Popo behalten möchte; etwas Logistik ist hier gefordert. Das Essen war wider Erwarten ausgezeichnet und jeden Franc, äh, Euro wert. Ich bin von früheren Restaurantbesuchen in Frankreich etwas vorbelastet, weil ich häufig viel ChiChi und nicht besonders gutes Essen für stolze Preise erlebt habe. Bei der Auswahl der Menüvarianten hat uns neben der „Leo-App“ übrigens eine andere „Gästin“ sehr freundlich und kompetent geholfen. Wie bereits erwähnt, haben wir hier über das uns bekannte Maß hinaus freundliche, hilfsbereite Menschen kennen gelernt. So auch in Morgat, wohin es uns am Samstag, 28.5.2016 hinzog. Da die „Capitainerie“ nur von montags bis freitags besetzt ist, konnten wir weder Hafengeld bezahlen noch Duschen gehen, da uns der Türcode nicht geläufig war. Meine Frage nach diesem Code konnte auch der nette Tauchlehrer (?) nebenan in der dortigen Tauchschule nicht beantworten – lud uns aber kurzerhand ein, doch in der Tauchbasis die gewünschte Körperreinigung vorzunehmen. Merci beaucoup!
Morgat selbst ist in der malerischen Bucht gegenüber von Douarnanez gelegen: 6 Seemeilen lang zog sich die oben stark bewaldete Steilküste, bis in einer Strandbucht die Ortschaft auftauchte. Der Ort selbst ist sehr auf den Strand-, Surf-, Standup-paddling Tourismus einstellt. Wir nutzen in einer Bar bei einem leckeren bretonischen Cidre kurz das Internet, um endlich mal wieder unser Tablet und Smartphone mit den zig App’s zu aktualisieren und vor allem, einen weiteren Monat Internet im Ausland per Prepaid-Guthaben zu buchen. Alles ganz schön kompliziert und manchmal wünscht man sich in die Zeit zurück, wo es das alles nicht gab. Zugegeben sind die Vorteile von Wetter App’s und Social Media zu verführerisch, um darauf zu verzichten.
Am Sontag, 29.5. haben wir dann schon wieder die Leinen losgeworfen. In der gestern vorbeiziehenden Steilküste sind diverse (kleine) Grotten, die wir uns nicht per Ausflugsboot für 19 Euro die Person sondern mit eigenem Dingi anschauen wollen. So sitze ich mit dem Fernglas auf dem Süll und suche die Küstenlinie ab. Bei einer vielversprechenden Stelle, wird der Anker auf 10 m Tiefe fallengelassen, das Dinghi mit Motor ausgerüstet und wir beide machen unsere Privatexkursion. Den auf Französisch gehaltenen Erklärungen hätten wir ohnehin nicht folgen können. Die Grotten selbst sind nicht sehr groß – in dreien konnten wir gerade mal so mit dem kleinen Dinghi reinfahren und wenden. Einige brütende Kormorane beschwerten sich über die sonntägliche Ruhestörung mit unserem 2-Takter.
Aber hier wollen wir nicht bleiben – ruhiges Wetter, die Strömungsvorhersage für das sagenumwobene (und von mir gefürchtete) Raz de Seine war günstig. Also geht es mal mit Segeln und schlussendlich mit Motorkraft durch diese berüchtigte Meeresenge. Wir haben zu dem Zeitpunkt unserer Passage nur 2-3 kn Strom mit.
Spät am Nachmittag suchen wir das Mooringfeld westlich von Audierne auf und machen wie jedes Mal einen Erkundungsgang an Land. Verlaufen gehört dabei zu einer der geringeren Herausforderungen und ist dank GoogleMaps auch schnell wieder vergessen.
Ahoi & fair Winds euch allen!
Auriga
Manfred + Ute
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