Terceira: Das "Sylt" der Azoren und das legendäre Horta
23.7. – 2.8.2016 Sao Miguel – Terceira – Faial
Wir verbummeln noch den Sonntag in Ponta Delgada in einem schönen öffentlichen Park und im großen Einkaufscenter. Montag soll es dann weiter gehen nach Terceira. Die 90 sm werden wir mit einer Nachttour hinter uns bringen, da wir auf die Öffnungszeiten des Hafenbüros angewiesen sind. Der Hafen Angro do Heroismo ist recht klein und man braucht vom Hafenmeister eine Platz-Zuweisung. Die Überfahrt dauert ca. 17 Stunden und verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Als wir ankommen werden, wir tatsächlich zunächst an den Warteschlengel verwiesen, der recht unruhig ist. Aber auch der am späten Vormittag zugewiesene Liegeplatz an einem Finger ist sehr rollig. Wir versuchen sämtliche Tricks, (mit Leinen, Ruckdämpfern und mit Wasser gefüllter Pütz) um die heftigen, ruckartigen Bewegungen zu dämpfen. Das Resultat ist nur geringfügig besser. Auch den Nachbarliegern, eine holländische Flottille von 13 Schiffen, die von Holland aus eine Azorenreise machen – die Ocean People – geht es nicht besser.
Nachmittags erkunden wir per Linienbus den Südosten und den Ort Praia da Victoria von Terceira. Diese Insel ist „das Sylt des Nordens“ – so gepflegt und mit schönen Häusern besiedelt war bislang noch keine Insel. Auch Praia da Victoria mit dem einzigen großen Sandstrand gefällt uns gut. Es hat ein schönes Badeort-Flair.
Abends werden wir von Guido, Skipper und Eigner der „Playmobil“ (eine 37“ Breehorn) angesprochen. Er ist als einziger Deutscher mit seiner Crew bei den Ocean People mit dabei und nutzt die Meilen für seinen „Yachtmaster Ocean“. Wir erzählen die üblichen „woher - wohin“- Geschichten. Guido und alle anderen Holländer sollten uns noch öfter im Hafen über den Weg laufen :-)
Am Mittwoch, den 27.7. haben wir ein Leihwagen – den besten bislang. Damit bereisen wir die malerische Westküste von Terceira, halten an diversen Aussichtspunkten, sogenannten Miradouros an und freuen uns über das Panorama. In Bisquitos bade ich zum ersten Mal in vulkanisch geschaffenen Badebecken. Später zur Mittagspause finden wir für dieses besondere Badevergnügen jedoch noch einen viel schönen Ort: Quatro Ribeira. Bei Ebbe ist es recht unspektakulär, bei Flut jedoch brandet die Atlantikdünung über die scharfen Felsen und füllt sozusagen das Schwimmbecken neu auf, ohne dass man als Badender in der Dünung hin- und hergeworfen wird.
Das Hochland von Terceira, „Terra Brava e Criacao das Lagoas“, besteht aus einer endemischen Strauch- und Baumwelt – knallgrün und undurchdringlich neben der Piste (Straße wäre etwas zu viel gesagt) Wir sind fasziniert. Dieser Bewuchs soll auch in Teilen Europas bis zur letzten Eiszeit vorgeherrscht haben.
Dann besuchen wir endlich mal 2 Vulkanhöhlen: die „Algar do Carvao“ zeichnet sich durch eine trichterförmige Öffnung zur Oberfläche aus. Rund 220 Stufen runter und wieder rauf sind es wert, sich diese Höhle anzuschauen. Ebenso interessant ist die „Gruta do Natal“. Beide Höhlen entstanden durch unterirdische Lavaflüsse.
Abends müssen wir natürlich den Leihwagen auch zum Großeinkauf nutzen. Ähnlich wie in Elmshorn besteht Angra jedoch auch aus unzähligen Einbahnstraßen. Leicht genervt laden wir die Einkaufstüten an Bord ab und verstauen unsere neuen Köstlichkeiten in Kühlschrank und Staufächern. Zur Belohnung für diesen ereignis- und eindrucksreichen Tag gehen wir abends lecker essen. Und na klar: wir treffen die Crew der Playmobil im Restaurant wieder. So wird auch dieser Abend recht unterhaltsam, bis wir todmüde ins Bett fallen.
Am Donnerstag, 28.7.16 ziehen wir mal wieder die Wanderschuhe an und laufen rund um den „Monte Brasil“. Ca. 3 Stunden rauf und runter geht die Tour und ist als „einfach“ deklariert…. Also von mir bekommt der Weg ein „mittelschwer“. Nachmittags fährt uns doch glatt ein duseliger Belgier mit seiner Yacht fast unser Dinghi ab, weil er unser Angebot, sein Schiff zu verlegen mit unserer Begleitung, ablehnt. Dafür hat er nun Leinen im Propeller… selber schuld. Unser Geräteträger in dem Daisy hängt, ist leicht verschoben, Manfred kann diesen jedoch wieder gerade richten. Auch später kommt keine Rückfrage nach möglichen Schäden bei uns oder eine Entschuldigung von dem Idioten. Sei’s drum, wir haben echt noch Glück gehabt.
Am Freitag, den 29.7. legen wir ab – es soll endlich nach Horta gehen, auch wenn wir damit auf den Besuch von Sao Jorge (Hafen Velas, der sehr schön sein soll), wo die „Ocean People“ gestern hingesegelt sind, verzichten. Die Sonne brennt und wir haben bis auf die letzten 2 Stunden keinen Wind. Dafür sehen wir 2 x treibende Schildkröten!
In Horta müssen wir eine Nacht an der Außenpier liegen, da wir zum Anmelden heute bereits zu spät sind. Macht nichts, weil das Peter’s Sports Café ruft. Wir machen uns landfein und betreten mit hohen Erwartungen diese Gralsburg der Segler. Das Café selbst ist ziemlich voll und wir können uns nur nach draußen auf die Hafenmauer verziehen. Der Gin Tonic schmeckt nach nix und ich bin vom ganzen Flair enttäuscht.
Am Samstag verlegen wir unser Schiff nach dem Anmeldeprozedere bei 4 Ämtern (Zoll, Hafenpolizei, Einwanderungsbehörde und Yachthafen) längsseits an eine holländische Bestevaer“ die „Stayer“. Das nette Paar will morgen ablegen und wir können sie dann liegeplatztechnisch “beerben“.
Außer das wir das obligatorische Bild auf der Hafenmauer gemalt haben, verbummeln wir 3 Tage in Horta und der näheren Umgebung. Es ist mittlerweile so heiß geworden, dass wir beide keine Lust mehr auf das Wandern haben. Wir baden in Porto Pim, dem ehemaligen Hafen von Horta, segeln mit Daisy ein wenig im Hafenbereich rum und machen mal wieder Wäschewaschen. Auch die „Ocean People“ treffen ein und wir verabreden uns, mit der Truppe gemeinsam zur gegenüber liegenden Insel Pico per Fähre zu fahren. Eigentlich dachten wir, dass die Gruppe eine geführte Busreise oder ähnliches vorhat – das war ein Fehler. Die Holländer sind so sportlich und wollen den Pico mit fast 2500m besteigen. Als wir das erfahren, rudern wir zurück und machen nur die Fährfahrt mit. Wir kommen per Anhalter an die raue Nordwestküste und besuchen winzig kleine Fischer- bzw. Weindörfer. Die Bewohner von Pico hatten früher ein hartes Brot – in den künstlich geschaffenen Lavasteinfeldmauern wird Wein angebaut. Die Weinfässer wurden per Ochsenkarren zum „Hafen“ gefahren und dort nach Horta verschifft. Einige Spurrillen dieser Karren sind noch im weichen Lavagestein zu finden. Gegen Mittag geht es jedoch zurück zum Hauptort Magdalena. Hier finden wir auch wieder ein schönes Meerwasserschwimmbecken und erfrischen uns zum letzten Mal im Atlantikwasser der Azoren. Mit der Nachmittagsfähre sind wir rechtzeitig zurück, um uns auf die für morgen angesetzte Überfahrt nach England vorzubereiten: Wasser in Kanistern bunkern (Wo haben wir die verflixten Kanister damals vor 4 Monaten bloß verstaut?!) Dingi auf dem Vordeck festzurren und Essen vorkochen.
Wir meinen, ein halbwegs gutes Wetterfenster gefunden zu haben….