Kurz vorm Abbruch...

… unseres segelndes "Zeltes“ in Portimao! Denn am 7.1.2023 kommen unsere Freunde Regina und Mark, die mit uns gemeinsam die 600 sm nach Lanzerote segeln wollen. :-) Ja, dieses Mal Bildzeitungsstil, aber die Versuchung war zu groß. Dafür haben wir jetzt Eure Aufmerksamkeit für diesen ersten Blog mit nicht allzu spannenden Erlebnissen zum Jahreswechsel...oder?

Kurz vorweg: das Wetter war seit Weihnachten eher „österlich“ : Wir radeln bei Sonnenschein durch grüne Kleewiesen mit vielen gelben Blümchen, machen zwei Ausflüge per Bus nach Silves und Monchique. In Silves ist eine sehr gut restaurierte Burg aus dem 12. Jahrhundert zu bewundern. Das Bergdorf Monchique besticht durch steile Gassen und tolle Rundwanderwege für jeden Schwierigkeitsgrad, um grandiose Ausblicke bis zur Küste und auf die Korkeichenwälder erleben zu können. Man mag raten, welches Level wir gewandert sind…

Die Bergregionen an der Algarve sind leider wie in vielen Teilen des Landes mit Eukalyptusbäumen bepflanzt, um mit diesen schnellwachsenden Bäumen Zellulose gewinnen zu können. Leider hat diese Baumart für die Flora und Fauna wie auch für die Dorfbewohner massive Nachteile. Einheimische Vögel und Insekten haben nämlich nix von den Bäumen (portugiesische Koalas wurden bislang nicht gesichtet) und im Sommer brennen hier die Wälder. Der Eukalyptus ist ein Brandbeschleuniger mit seinem reichhaltigem „Ölangebot“. Wenn der Baum brennt, explodiert er förmlich und schickt mit seinen brennenden Blättern und Ästen neue Brandherde in die nähere Umgebung. Damit nicht genug, der Baum braucht sogar starke Hitze, weil anschließend seine Samen in der verbrannten Erde hervorragend aufgehen und zu neuen Bäumchen wachsen. Andererseits bieten die Zellulose-Fabriken in Portugal natürlich Arbeitsplätze. Die Bürgermeister der kleinen Bergdörfer kämpfen seit Jahren um Kompromisse – bislang nicht mit großem Erfolg. Okay, genug der aufklärenden Worte - manchmal wäre es besser, weniger neugierig zu sein…

Wir genießen unsere Busfahrten und Wanderung bei bestem Wetter und wissen jetzt schon, dass wir beim nächsten Jahreswechsel 2023/24 wehmütig an diese Zeit zurückdenken werden.

Das schöne Wetter nutzen wir darüber hinaus, um die Nähte unseres Sprayhoods nach zu nähen. Die UV-Strahlung hat diese fast zerstört. Viel Kopfzerbrechen macht uns die Wahl eines passenden Näh-Arbeitsplatzes, da die Segel-Nähmaschine ziemlich schwer ist (weit schleppen ist also nicht), gut zu bedienen sein und dabei sicher stehen muss. Das Sprayhood selber ist auch nicht einfach wie Stoff zu knautschen, wir haben uns seinerzeit für eine gummiartige Plane entschieden. Aber die Lösung lag so nahe, dass wir uns hinter gefragt haben, warum wir uns so viele Gedanken gemacht haben. In unserem Cockpit mit der mobilen Querbank funktioniert das Nähen innerhalb von 2 Stunden super.

Wir sind sehr erleichtert. Nun ist Auriga reisefit. Für unsere Gäste machen wir natürlich in den Schränken und Stauräumen etwas Platz. Ziemlich ungewohnt, da wir noch nie zwei Freunde für zwei Wochen mit hatten. Aber Auriga dehnt sich ordentlich zwischen den Spanten, somit sollten wir keine Vorräte im Beiboot lagern müssen.

Am Montag, 9.1.2023 (so geplant ;-) )werden wir die Leinen loswerfen und Abschied von der Algarve nehmen. Es ist eine wunderschöne, abwechslungsreiche Küste, die wir nicht vergessen werden. Unser Horizont hat sich durch interessante Einblicke, die uns nicht die hiesige Segler-Community in ihr Dauerleben an Bord gegeben hat, erfreulich erweitert. Als Reiseandenken würden wir gern die eine oder andere Freundschaft mitnehmen.

Apropos, da war ja noch Sylvester: wir hatten uns sehr auf die Live Musik (Queen Tribute) mit Tausenden von Leuten an der Uferpromenade gefreut. Begleitet von 3 anderen Seglern aus dem Hafen laufen wir die 2 km zur Bühne… und müssen mit Unglauben feststellen: hier gibt es nichts zu trinken! Keine Imbiss- oder Bierbuden und nur mit Mühe findet man 3-5 Container-Toiletten. Wir schaffen es jedoch, uns zumindest etwas Dosenbier zu besorgen. Die Band fängt später an zu spielen – aber bei den Zuschauern kommt gefühlt nichts an. Man steht rum, unterhält sich, schaut gelegentlich mal zur Bühne und das war’s. Also, wenn schon wir Norddeutschen für mangelndes Temperament häufig genug gerügt werden, dann solltet ihr erst mal die Portugiesen sehen. Es ist sehr befremdlich für uns – bis auf einige wenige, wird kaum getanzt, geschweige denn mal geklatscht, obwohl die Musik klasse ist und tatsächlich Tausende Zuschauer gekommen sind. Wir schauen uns das Feuerwerk an, stoßen mit einer kleinen Flasche Sekt an und beschließen diesen wunderbaren Jahreswechsel bei Yosje und David an Bord, wo wir Oliebollen (Standardnaschwerk zu Sylvester in den Niederlanden) probieren dürfen. Aber wie bereits oben angedeutet, haben wir mit den 3 netten Seglern interessante Gespräche über deren Lebensmodell geführt.

So, dass war’s erst mal, bis wir auf den Kanaren ausgeschlafen und neue Abenteuer erlebt haben. Drückt uns die Daumen für gute Winde, orcafreies Wasser und warme Nächte bei abnehmendem Mond.