Unsere Freunde kommen am 7.1.2023 abends an Bord und bringen Regen mit. Ansonsten aber viele nette Grüße und sogar Geschenke aus der Heimat wie z.B. selbstgebackene Kekse von Regina’s Mutti. Vielen Dank schon mal an dieser Stelle.
Nachdem wir am Sonntag Mark und Regina mit Auriga vertraut gemacht und eine große Portion Chili con Carne vorgekocht haben, legen wir am Montag, den 9.1.2023 ab. Die Wettervorhersage ist nicht optimal, aber ein besseres Wind-/Wetterfenster nicht in Sicht. Es geht mit flotten 7 kn und Backstagbrise von West später abnehmend Nordwest los. Alle – einschließlich das Skipperpaar – haben mit leichten Gewöhnungsproblemen an die Schiffsbewegungen zu kämpfen. Zu lange war die Zeit an Land bzw. im Hafen! Glücklicherweise legt es sich am Abend mit abnehmendem Wind und Welle wieder, so dass das vorbereitete Essen genossen werden kann.
Ab 21 Uhr bis zum Dienstag, 10.1. 15 Uhr läuft der Diesel – auch dies war so vorhergesagt. Dann jedoch kommt der Wind aus Nordost wieder und baut sich über die nächsten Tage von angenehmen 4 Beaufort auf 5 – 6 und in Böen auch mal 7 Beaufort auf. Die Wellen lernen schnell, dass sie mit dem Wind auch wieder wachsen können. In der 1. Nacht gehen wir jeweils zu zweit 4 Stunden-Wachen, ab Dienstag wechseln wir zu Einzelwachen à 3 Stunden. Dies verschafft uns allen 9 Stunden Freiwache am Stück: Welch‘ ungewohnter Luxus!!! Wir wissen vor lauter ausgeschlafener Langeweile nichts Besseres anzufangen, als dem Wachhabenden (zumindest tagsüber) mit mehr oder weniger sinnigen Gesprächen und einem munteren Musik-Mix die Wachzeit zu verkürzen.
Ab Donnerstagabend geht der Spaßfaktor etwas verloren. Es brist weiter auf und im Mondschein sieht man leider die hohe Dünung – man kann es schön finden und sich zugleich ein wenig gruseln. Übrigens bekommen wir über NAVTEX mehrere Meldungen von treibenden Gummi-Booten. Gesehen haben wir keines. Man mag sich nicht vorstellen, wie sich Flüchtlinge bei Wellen von 2 -3 Metern auf diesen nicht seetüchtigen, schwabbeligen Booten fühlen müssen.
Ein französisches Segelboot weit voraus, welches wir in den frühen Morgenstunden des Freitags überholen werden, lässt uns das anstehende „Baumweg-„Manöver bereits um Mitternacht ausführen. Mark und Manni machen einen tollen Job im Deckslicht auf dem rollenden Vorschiff.
Marc und ich erleben dann die sogenannte Hunde-Wache, in der sich zwei „Monsterwellen“ als Cockpit-Einsteiger allseits beliebt machen, bevor Manni gegen 3 Uhr übernimmt. Die blöden Wellen haben nicht nur das Cockpit und die Sitzkissen geflutet, sondern auch ihren Weg über die Lüfterhutzen nach drinnen geschafft. Resultat: Nasses Bettzeug, nasse Teppiche und natürlich eine salzige Bilge. Trotzdem überwiegt im frühen Morgengrauen beim Anblick von Lanzerote‘s wilder Küste und des Hafens von Arrecife unsere Freude. UUUUND: Wir haben wieder mobilen Empfang! Jeder postet schon mal seinen Lieben zu Hause, dass wir bald sicher im Hafen liegen werden. Über VHF 9 bekommen wir gleich unseren Liegeplatz zugewiesen, melden uns ordnungsgemäß im Hafenbüro an und verputzen 2 frische Baguettes. Dann wird eine Mütze Schlaf nachgeholt, bevor wir „Salzfreies“ Schiff machen. Alles wird gespült, gewischt und zum Trocknen aufgehängt. Mark und Regina erkunden noch kurz die nähere Umgebung. So finden wir (abends nach dem Duscherlebnis) schnell eine tolle Pizzeria und grinsen uns beim Glas Rotwein fröhlich an.
Zur Statistik: wir sind 19 % der 580 Seemeilen motort und im Schnitt mit 6 Knoten Geschwindigkeit unterwegs gewesen. Das waren genau 4 Tage: Montag, 9.1. 9 Uhr abgelegt, Freitag, 13.1. (sic!) 9 Uhr angelegt. Bis auf die 2 Wellenattacken lief alles zu unserer Zufriedenheit. Dank Leesegel und gnadenlosem Willen zum Einschlafen hat jeder seine Koje in allen Richtungen vermessen. Auriga funktionierte einwandfrei.
Ab Samstag, 14.1.2023 startet dann unser Landprogramm. Es soll die folgende Woche durchweg mit 5 -6 Beaufort wehen, Lanzerote ist zu schade, um die Insel nur vom Wasser aus zu sehen (Abgesehen davon haben wir fast alle keine Lust mehr auf Wellentanz). Also werden nach dem obligatorischen Wäschewaschen und Vorräte erstehen, die Touristen-Prospekte als Basis für unser Urlaubsprogramm genommen.
Es steht an:
- Timanfaya Nationalpark
- Costa Teguise
- Wohnhaus von Cesar Manrique
- Playa Blanca und die Marina Rubicon
- Jameos del Aqua
- Miradoro des Rio
- Westküstenort El Golfo
(Es lohnt die Mühe, diese Besucherattraktionen mal kurz zu googlen!)
Am Montag probieren wir noch den öffentlichen Nahverkehr (Bus), um uns die schöne Costa Tequise anzuschauen. Fazit: Per Bus kommen wir nicht weit bzw. es dauert alles zu lange. Kurzerhand mietet Regina ein Auto, Mark fährt uns mit sicherer Hand durch die Vulkanberge und über die ausgebauten Schnellstraßen kreuz und quer über die Insel. Manni und ich spielen Backup Team von hinten, falls die grobe Landkarte Rätsel aufgibt (klappt auch nicht immer). Alles im Detail zu beschreiben, würde hier nun zu weit führen. Wir können berichten, dass Lanzarote eine spannende, abwechslungsreiche Insel ist. Nirgendwo ist die Bebauung höher als 4 Stockwerke (im Gegensatz zur Algarve) und die zumeist weißen, quadratischen Flachdachhäuser erfreuen das Auge. Herr Manrique hat in den 90igern für rigorose Bauvorschriften gesorgt. Unter anderem auch dafür, dass es auf der gesamten Insel keine Werbeplakate gibt. Post mortem:“Gracias!“
Wir dürfen auf breit ausgebauten Fußgänger/Radfahrer-Promenaden auf schöne Ferienresorts und wildes Meer schauen, aus dem Auto über die mehr oder weniger abgetragenen Vulkanhügel und Calderas staunen und mind. einmal am Tag superleckeren Kaffee mit tollen Ausblicken genießen. Beeindruckend ist auch der Timanfaya Nationalpark – man glaubt, es könnte jederzeit wieder losgehen mit den Ausbrüchen. Wir machen uns ein wenig schlau im Besucherzentrum und stehen fast eine Stunde im Stau, um per Bus durch einen Teil der bizarren Vulkanlandschaft gefahren zu werden (Höhenangst, verlass‘ mich bitte). Leider ist das Wetter zeitweise regelrecht schlecht, es weht ordentlich und feinster Hamburger Pieselregen versaut uns gelegentlich den Blick durch regenasse Brillengläser. In Jameos del Aqua befindet sich in einem leeren Lavastrom ein Salzwassersee mit endemischen kleinen Krebsen. Der Lavatunnel zieht sich laut Info bis zu 60 km weit raus nach Osten auf den Atlantik! In diesem – ebenfalls von Manrique gestalteten -Höhlengebilde befindet sich neben einem Restaurant und einer „Fred-Feuerstein-Kneipe“ sogar ein großer Konzertsaal. Kurzum, wir kommen jeden Abend mit vielen tollen Eindrücken zurück an Bord. Dann kochen Regina und ich umschichtig gehaltvolle, leckere Sachen und der Abend endet mit leichtem Geplauder oder Lesen.
Also, liebe LeserInnen und Freunde, Lanzerote ist nicht nur zum Baden schön, es hat viele magische und Ein- und Ausblicke in die Erdgeschichte, aufs Meer und liebevoll konzipierte Dörfer. Heute, am Samstag, 21.1.2023 verabschieden wir unsere Freunde mit einem Tränchen im Auge: Ihr seid jederzeit wieder herzlich willkommen an Bord!
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Lummi (Samstag, 21 Januar 2023 23:29)
Sehr schön von Euch zu lesen, noch schöner ist es das ihr die rasante Viertagesfahrt insgesamt gut überstanden habt und ihr den Trost der Insel Lanzarote genossen habt und genießt. Wer einmal auf ihr war, dem kommen sehr schnell gute Erinnerungen in Gedanken.Dankeschön dafür.
Viele Grüße,
Lummi
Sutje (Sonntag, 22 Januar 2023 14:19)
Oje, mit Einsteigewellen � Davon sind wir glücklicherweise verschont geblieben. Aber grusig war es trotzdem manchmal, wenn nachts ein Rauschen wie ein ICE von hinten auf einen zukommt.
Zur Belohnung habt Ihr ja alle Highlights von Lanzarote in kurzer Zeit abgehakt �
Viele Grüße von der Sutje und noch eine schöne Zeit auf den Kanaren
Klaus Kühn (Montag, 23 Januar 2023 12:29)
Sehr schön von Euch zu lesen. Mit Mark und Regina habt Ihr ja auch eine erfahrene Crew bei Euch. Glückwunsch, dass Ihr den Ritt so gut gemeistert habt. Wir freuen uns mit Euch.
Liebe Grüße auch an Mark und Regina