Wie geplant segeln wir am 27. Mai weiter. Frischer Nordost schiebt uns, begleitet von Delphinschulen, um Terceira und bis zur Ostspitze der Insel Sao Jorge. Hinter den hohen Bergen im Fahrwasser zwischen Sao Jorge und Pico weht der Wind nur in einzelnen Fallböen zu uns herunter und wir motoren die letzten 20sm nach Velas. Der hier bekannte freundliche Hafenmeister Jose findet für uns einen perfekten Platz an der Bunkerpier, wo wir von Rainer und Ursel von der LILLE SWAN in Empfang genommen werden. Mit einsetzender Dämmerung kommen die Sturmvögel zurück zu Ihren Nestern im Hang direkt über dem Hafen - ein einmaliges Schauspiel mit deren lustigen Rufen, dass sich frühmorgens beim Abflug nach See wiederholt, offensichtlich haben die Flugkünstler sich viel zu erzählen!
Zusammen mit Rainer und Ursel leihen wir uns am Montag, den 30.Mai einen kleinen Polo und erkunden Sao Jorge. Es geht über Schotterpisten zum aufgegebenen Leuchtturm „Farol dos Rosais“ an der Westküste und weiter zu einem schönen Park „Florestal das Sete Fontes“ im Norden. An einem beeindruckenden Miradouro (Portugiesisch für Aussichtspunkt) machen wir Mittagspause mit Blick über das Meer und herunter auf die „Faja do Ouvidor“. Sao Jorge ist bekannt für eine Reihe dieser „Fajas“, die im Laufe der Jahrhunderte als fruchtbare Schwemmländer zwischen Lavabrocken fast auf Meeresniveau entstanden sind. Einige sind weiterhin nur über Fußwege die steilen Klippen herunter zu erreichen - ein Paradies für motivierte Wanderer.
Nach einem kurzen Stopp am Wasserfall „Cascata do Cruzal“ wollen wir weiter nach Osten zum Leuchtturm „Farol da Ponta do Topo“, aber in Santo Antao ist die Straße gesperrt und wir parken schnell das Auto. Hier findet eine Pfingstprozession mit geschmückten Ochsenkarren verschiedener Berufe statt. Das ganze Dorf ist auf den Beinen, es wird Eis und Bier verkauft und auf den Straßen Brot und Käse verschenkt.
Zurück fädeln wir uns über enge Kopfsteinpflasterstraßen hinunter nach Calheta und weiter zur „Piscinas Natureais Faja Grande“, wo es einen kurzen Badestop im Naturpool gibt. Auch wenn die Azoren wenige Strände haben, so haben sie in liebevoller Arbeit kleine geschützte Badestellen inkl. Plätzen zum Entspannen und Sonnen sowie Duschen eingerichtet, die umsonst benutzt werden können. Auf dem Rückweg genießen wir an einem weiteren Miradouro den Blick über Velas, eh wir zurück zum Hafen fahren. Der schöne Ausflugstag endet mit einem längeren Plausch mit den neuen Nachbarn der holländischen Yacht BOJANGLES, die auf dem Rückweg aus der Karibik sind.
Wo wir direkt an der Tankstelle liegen, wollen wir Dienstag mal eben Diesel bunkern. Das wird für deutsche Verhältnisse zur Geduldsprobe. Der Tankwart ist neu und weiß gar nicht, ob er nach einem kleinen Motorboot auch uns betanken darf, weil wir uns nicht offiziell angemeldet haben. Dank dem unermüdlichen Einsatz von Hafenmeister Jose kommt Bewegung in die Sache in Form vom Ober-Chef der Tankstelle. Ute hat inzwischen den nächsten Geldautomaten besucht (die in Portugal maximal 200,-€ ausspucken) und damit haben wir nach Ausschütten aller Portemonnaies ausreichend Barvermögen, die rund 220 Liter Diesel zu bezahlen, da auch der Chef zu aufgeregt war, seinen Kartenleser mitzubringen - die Pfingstfeierlichkeiten waren hart und der Dienstag danach bei den meisten Azoreanern eh ein weiterer Feiertag. Auf die per Mail versprochene Tankquittung warten wir übrigens weiterhin…😊
Mittwoch motoren wir dann bei Windstille eine Insel weiter nach Lajes auf Pico - ein verschlafenes kleines Dörfchen. Das einzige Leben bringen die Touristen in die Gassen, die auf Walbeobachtung mit großen RIBs fahren und das sehenswerte Walfangmuseum besuchen. Wir würden gern die Insel per Leihwagen erkunden, aber die sind mit 100,-€ / Tag teuer und das Wetter zu unbeständig, so dass wir voraussichtlich auf der Tour entlang der Kraterseen eh in den Wolken stecken würden. So fahren wir mit den wenigen Bussen und per Anhalter einmal um die Insel, die nur wenige Dörfer hat und von Landwirtschaft (überwiegend Weinanbau) in kleinsten durch Lavamauern abgegrenzten Parzellen geprägt ist. Trainierte Wanderer würden natürlich den Pico besteigen, der mit 2351m höchste Berg Portugals, aber…
Sonntag, den 04.06. verholen wir zurück nach Praia da Vitoria. Wir überlegten kurz, auf dem Weg Angra anzulaufen, aber der Hafenmeister warnte uns gestern, dass der Hafen nahezu voll ist. Zudem erinnern wir uns nur ungern an das Schwellproblem von Angra von vor 7 Jahren…das Geschaukel und Gezerre in den Leinen brauchen wir nicht, auch wenn die Häfen der Atlantische Inseln uns diesbezüglich im letzten halben Jahr abgehärtet haben. Wir können nur zeitweise (motor-)segeln, es ist aber schönes Wetter und wir gucken uns die Augen aus dem Kopf, um vielleicht einen Wal aus der Nähe zu sehen. Es bleibt bei der kurzen Sichtung eines Walrückens in der Ferne…schade. Dominique und Bernard von der ROMICO haben bereits in Praia da Vitoria einen schönen Liegeplatz für uns ausgeguckt, wo wir die nächsten 2-3 Wochen geschützt liegen können, denn die nächsten Tage soll es gelegentlich Wind und vor allem Dünung aus Ost mit bis zu 4m geben.
Am Mittwoch, den 14.06. bringe ich dann Ute zum kleinen, ganz entspannten Flughafen, nun muss ich ein paar Tage alleine auf AURIGA aufpassen, eh es weiter Richtung Horta auf Faial geht, wo Ende Juni ein Freund für die Rückreise nach Irland zusteigen wird.
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