30.5. – 4.6.2016
Montag Vormittag fahren wir mit dem ersten Schwung Flut in den Flusslauf des nahebei gelegenen Städtchens Audierne ein. Dies ist eine schöne kleine Stadt, in der wir heute Wäsche waschen und frische Lebensmittel einkaufen wollen. Und genau so geschieht es auch. Dafür vergeht locker ein halber Tag. Die Wäsche wird an Bord aufgehängt und darf in den frischen Böen, die den Fluss runterfegen, trocknen. Das macht sie auch brav, so dass wir abends alles wieder einsammeln und zusammenlegen können. Nur 2 Paar Socken von mir haben die Scheidung eingereicht – sie werden ja sehen, wie teuer die Unterhaltszahlungen für die verbliebenen Einzelstücke an Bord sind. Abends finden wir eine vereinsamte Kneipe (Au bord de la mér), die uns mit ihrem freien WiFi Angebot sehr zusagt. Mit dem Wirt sind wir uns auch schnell einig: wir laden unsere Fotos hoch und er schaut derweil das Freundschaftsspiel Frankreich gegen Kamerun weiter, ohne von uns groß mit Bestellungen behelligt zu werden. Das Arrangement ist für beide Seiten sehr zufriedenstellend – gelegentlich bekommen wir sogar noch den aktuellen Spielstand zugerufen.
Am Dienstag geht die Segelei schon weiter – nur 36 sm sind vorbei am Point de Penmarc’h und dem beindruckenden Leuchtturm „Eckmühl“ quasi um die Ecke nach Benodet. Der Wind kommt auch so langsam in Fahrt – mit NW 5 müssen wir die letzte Stunde bis zur Flußmündung „L’Odet“ noch hoch ran. Hatten wir uns bei den anfänglich achterlichen Winden noch recht luftig angezogen, müssen wir uns für die letzten Meilen doch wieder „anplünnern“. Eigentlich hatten wir hier auf mehr sommerliche Temperaturen gehofft, aber der beständige Wind aus Nord mit Tendenzen aus West oder Ost vertreibt wohl die Wärme auf’s Meer. Den Delfinen macht die Kälte nichts, schon wieder haben wir in der Bucht von Audierne Besuch von ca. 10 springenden Flippern. Herrlich kann ich nur sagen!
Benodet selber ist eher ein ganz normaler Badeort, vielleicht vergleichbar mit Laboe (?). Der Strand mit dem klaren, türkisfarbenem Wasser und der leichten Atlantikdünung macht den Vergleich jedoch schnell zunichte – der Sandstrand ist eindeutig schöner. Wie immer bummeln wir durch den Ort, nachdem die freundliche Hafenmeisterin uns unser Liegegeld abgenommen und uns die Codes für den Stegzugang und Toiletten gegeben hat. Abends gibt es dann leckeren Blumenkohl, mit Speckwürfeln in holländischer Mehlschwitze.
Am Mittwoch, 1.6.2016 holen wir das erste Mal in diesen Wochen unsere Klappfahrräder raus. Die Landschaft erscheint nur gering hügelig, so dass wir uns einen kleinen Ausflug zutrauen. Leider haben wir nur eine sehr grobe Karte zum Wandern aus dem Hafenbüro mit und wir radeln den einen oder anderen Hügel vergebens nach einem schönen Ausblick rauf. Auch das sogenannte „Mer blanche“, eine lagunenartige Einbuchtung an der Küste mit einer flachen 2km langen Düne, war doch ziemlich wenig „weiß“ oder anderweitig beeindruckend. Dafür schmeckt der/das flambierte Crepe mit Vanille-Eis, Schokoladencreme um so besser, desto mehr die Oberschenkel zum Schluß brannten.
Concarneau - auch eine der Hochburgen französischer Segeltradition heißt das Ziel für Donnerstag, 2.6.2016. Der Himmel ist leider wie gestern grau und viele Fotos machen wir daher nicht.
Die Altstadt ist berühmt und wir besuchen diese selbstverständlich. Manfred zieht dann allerdings schnell in das kleine maritime Museum und ich besuche in aller Ruhe die vielen Souvenir-Läden und Boutiquen. Während wir anschließend noch an der Küste entlangbummeln und auch einen Zeh ins Wasser stecken (brrh, immer noch zu kalt), beobachten wir die ganze Zeit die Replik eines hiesigen Sardinen-Kutters, der in der Bucht hin- und hersegelt. Alles an Segeln ist gesetzt und bietet einen schönen Anblick. Als wir abends dann zurück auf unseren Steg gehen, spreche ich den Skipper an und verteile aufrichtige Komplimente für das schöne Schiff. Umgehend habe ich ein bretonisches Bier in der Hand und auch Manfred gesellt sich zu uns. Wie sich herausstellt, macht der Skipper (namens Pascal) Ausbildungsfahrten mit der Crew, die zumeist alle selbst Segler, jedoch mit der traditionellen Art des Segelns nicht so vertraut sind. Aus diesem netten Gespräch ergibt sich eine Einladung von Pascal, uns mit zu sich nach Hause zu nehmen. Wir wollten zwar eigentlich gleich Essen gehen, aber eine Stulle tut’s denn auch mal. Pascal holt uns mit seinem Auto ab und seine ebenso nette Frau Ruth öffnet die Tür zu ihrem schmucken Anwesen. Wir verplaudern den Abend bei Wein und Bier und werden anschließend sogar wieder zu Auriga zurück gefahren. Da Ruth aus Deutschland ist, Pascal ein verständiges (für unsere Ohren lustiges) Englisch spricht, ist die Verständigung auf Englisch, Französisch und Deutsch bunt – wir erfahren viel über das spannende Leben der beiden, die nun in Rente sind. Von Ruth erhalte ich den Tipp, den Wochenmarkt am Freitag nicht zu verpassen.
Leicht müde um die Augen besuchen wir Freitag Morgen um 9 Uhr den in unmittelbarer Hafennähe aufgebauten Wochenmarkt und die hübsche Markthalle. Leckere Sachen wandern in unseren Rucksack und die Kunst der Selbstbeherrschung ist hier besonders gefordert. Ebenso folgen wir dem Tipp von Ruth und Pascal, ja nicht das Archipel von Glenan „rechts“ liegen zu lassen. Zwar ist die hochnebelartige Bewölkung auch heute noch vorhanden und nur 5-7kn Wind, aber wir machen uns gern auf die ca. 10sm, um diese flache Inselwelt zu besuchen. Auriga macht beim Kurs „halber Wind“ immer noch 3-4 kn Fahrt, was uns immer wieder erstaunt. Noch mehr erstaunt uns die 2stündige Begleitung von 7 Delfinen, die nicht müde werden, unser Schiff zu durchtauchen und sich von der kleinen Bugwelle beim Einsetzen in die Welle „massieren“ zu lassen. Höchstwahrscheinlich – so mutmaßen wir – sind das alles Delfingeschwister und deren Freunde, die ihrer Mutter ausgebüxt sind und beim Heimkommen ordentlich Schimpfe und Hausarrest kriegen, hmh?!
Als das Wasser denn flacher wird, verlässt uns die verspielte Bande und wir sind mit der Navigation durch das flache Sand- und Felsenlabyrinth gut beschäftigt. Sobald wir uns für einen Ankerplatz entschieden haben, geht’s mit dem Dingi an den Strand der Mini-Insel Penfret. Hier hat nur eine flächeneinnehmende Segel- und Surfschule ihren Platz – weitere Bewohner sind nur die unzähligen Kaninchen und Möwen. Diese Inselwelt muss bei Sonnenschein ein Traum sein, da der Boden aus Sand besteht und kaum mehr als 5 m Wassertiefe hat. Schade auch, dass wir zwar ruhiges Wetter aber eben keine „Beleuchtung“ haben. Sollten wir noch mal wieder in dieser Gegend sein, werden wir die Glenans bestimmt wieder besuchen.
Auch am Samstag, 4.5.2016 ist der zähe Hochnebel nicht gewichen. Kein Wunder, wir haben ja auch keinen Wind. Uns zieht es heute denn doch weiter zu r „Belle Ile“. So motoren wir bei ziemlicher Kälte die 40 sm und kommen endlich mal dazu (haha) in Ruhe unsere Bücher zu lesen. Selbstverständlich halten wir dabei regelmäßig Ausschau nach Fischertonnen, Fischerbooten oder …. Delfinen!
Wir freuen über Eure Begleitung!
Auriga
Manfred + Ute