Montag geht es weiter um die Ecke - sozusagen. Vorbei an einem gigantischen Wikinger-Steinschiff, welches selbst von See aus gut zu sehen ist. Wir baumen zeitweise den Yankee aus, bis wir mit Ostwind abends in Ahus im Fluß Helge A längseits anlegen. Bis in die späten Abendstunden rattern die LKW mit Absolut Wodka an unserer Pier entlang zur direkt gegenüber liegenden Wodka-Destillerie. Die kleine Innenstadt von Ahus im abendlichen Sonnenschein ist putzig. Wie immer verliebe ich mich in 3- 10 kleine Häuschen. Am Dienstag sieht die Welt aber anders aus – gegen Mittag fängt es an zu regnen, ach was, Sturzbäche kommen vom Himmel. Wir wollten noch einen Spaziergang zum nahegelegenen Strand machen und sind pitschenass geworden. Der Tag sieht uns draußen nicht mehr. So.
Weltkulturerbe Karlskrona - gefällt uns auf dem 2. Blick!
Weiter geht es am Mittwoch, den 26.5.2021 nach Karlskrona. In der Hanö-Bucht weht es aus SW mit satten 5 -6 Windstärken und es hat sich eine beachtlich hohe, dafür kurze Welle aufgebaut. Erst später am Vormittag zeigt sich die Sonne wieder. Aufgrund der starken Rollbewegungen klappert in den Schränken und Schapps etliches hin und her. Ich hasse es!
Karlskrona erschließt sich uns auf dem ersten Blick nicht so recht als schöne Stadt. Erst nachdem wir am Donnerstag, 27.5.2021 das maritime Museum besuchen durften – es war der zweite Öffnungstag seit Corona-bedingter Schließung – finden wir die schönen Seiten und die gut belebte Innenstadt. Im Museum sind weiterhin einige Bereiche wie z.B. der Wracktunnel und die U-Boote innen wegen Corona gesperrt. Karlskrona - genauer gesagt, Trossö, war und ist die Stadt, in der die schwedische Marine ihre Kriegsschiffe baut. Heute ist weiterhin ein Großteil Militärgelände und somit nicht zugänglich.
Von hier geht es am Freitag, 28.5.2021 weiter nach Bergkvara, welches laut unserem Ostseeführer in den Sommer(!)monaten stark frequentiert sein soll. Jetzt Ende Mai sind wir die einzigen Gastlieger. Ein Spaziergang zum weiter entfernten Ortskern zeigt uns, dass auch in Schweden die Landflucht viele ehemals schöne Holzhäuser leer stehen und verkommen lässt. Der Ort hat außer einem Supermarkt nichts weiter zu bieten. Dafür werden wir an diesem Abend mit einem gigantischen Sonnenuntergang belohnt. By the way: es ist immer noch sehr frisch auf See, der Drei-Lagenlook ist weiterhin angesagt.
Der Sommer wohnt in Kalmar!
Samstagmittag kommen wir dann in Kalmar an, von dem Manni aus einer seiner früheren Seereisen mit der Evma ziemlich deprimierende Erinnerungen hat. Ende August vor ca. 30 Jahren sah es hier wohl auch anders aus und überall hingen die Schilder mit dem Hinweis „staengt“. Heute schauen wir im Stadthafen liegend auf moderne Gebäude (eines davon ist die beliebte Linné-Universität) und eine großzügige Holzpromenade rund um das Hafenbecken.
Das Beste an diesem Tag aber ist: Der Sommer ist da! Die Schweden sind ausgelassen und die jungen Abiturienten feiern im Burgpark. Leider ist die Burganlage selbst corona-bedingt immer noch geschlossen. Dafür entdecken wir im mittelalterlichen Ortskern (2 Straßen mit schnuckeligen kleinen Schwedenhäusern) den Krusenstiern-Park. Es muss sich um einen ehemaligen Bauernhof mit Streuobstwiese, Garten, Brunnen und Viehstall handeln, in dem heutzutage Eis, Kaffee und Kuchen angeboten werden. Manchmal zahlt sich denn unsere Neugier auch aus …!
Sonntag, den 30.5.2021 machen wir die Bordfahrräder klar, um einem Tipp zu folgen, wo man Neopren-Anzüge kaufen kann. Es soll im XXL Sportcenter ca 5 km außerhalb von Kalmar alles für die sportlichen Schweden geben. Und tatsächlich: ich finde endlich einen neuen Neopren Anzug, auf den ich mich bei den hiesigen Badetemperaturen sehnlichst gefreut hatte. Auch ein neuer Rucksack in knallorange findet den Weg an Bord. Zunächst geht es mit dem Fahrrad weiter zur Ostküste von Kalmar. Hier wird unser Neid auf die schönen Ausblicke und Häuser wohl genährt. Wir umradeln die kleine Insel Svinö, auf der bereits einige Pfeiler der großen Öland-Brücke stehen.
Auf nach Öland: Borgholm
Am Montag, 31.5.2021 finden wir durchgehend ausgebaumt bei langsam zunehmendem Südwind eine fast direkte Route durch die ganzen Flachs nach Borgholm auf Öland. Die kleine Stadt wartet bereits auf ihre Sommergäste. Der Hafen ist fast leer, so dass wir unseren zunächst eingenommenen Liegeplatz mit Heck-Mooring gegen einen weiter im Hafen liegenden Platz längsseits an der Pier eintauschen können.
Was haben wir neues ausprobiert?
1. Die hier so häufig zu kaufende Sauce Bernaise schmeckt zu Blumenkohl wirklich lecker.
2. In einem Mormonenladen in Kalmar haben wir ein sehr leckeres Walnussbrot erstanden.
3. Auch der Vanillejoghurt ist ganz nach unserem Geschmack.
4. Die hiesigen Konditoreien bieten äußerst interessante, cremige kleine Teilchen ein, die sich unmittelbar auf unseren Hüften ablegen. Sei’s drum!
5. Das Anlegen mit Mooring-Tonnen am Heck klappt schon ganz gut. Woran ich mich nicht gewöhnen kann und will, sind die Ringe anstatt Poller und Klampen auf den Stegen.
Was fiel uns auf?
1. Die Autoposer und Motorrad-Knatter-Szene ist in Kalmar sehr aktiv – direkt vor unserem Liegeplatz fand der samstägliche Show-down statt. Auch in Schweden sind dies zumeist schwarzhaarige jüngere Männer. Sympathien gewinnt diese Interessensgemeinschaft nicht – weder bei uns noch bei den Schweden.
2. Manfred beschwert sich, dass auch die Schwedinnen zumeist gut gepolstert sind - er hatte das anders in Erinnerung. Tja, das viele leckere Eis rutscht auch bei der heutigen Jugend nicht einfach so durch den Körper, sondern sucht sich gute Haftstellen! Trotzdem fallen die vielen JoggerInnen auf, die sich gefühlt rund um die Uhr auf den Parkwegen und am Wasser die Lungen mit Frischluft füllen.
3. Wie uns die deutschsprachige Hafenmeisterin versicherte, sind die Schweden auf ihren Sommer fixiert – sobald die Sonne scheint, wenn auch nur bei 13 ° werden die Schultern, Bäuche und Beine entblösst und der Sonne angeboten. Nach 2-3 Monaten Sommerfeeling würden die Schweden wieder in ihre übliche Winterdepression versinken. Das können wir mittlerweile gut nachvollziehen – wer sitzt schon gern im Regen oder Nebel bei 8° an einem der zahlreichen Strände.
4. Es gibt seit Ystad keine bzw. wenige Fischerboote zu sehen. Weder auf dem Wasser noch in Häfen. Mag das an den gut überwachten Fangquoten liegen ;-)? Oder gibt es hier schlicht und einfach keinen Fisch mehr? Wir werden uns gelegentlich mal erkundigen.
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